Bianca Maria Sforza, 1472-1510, Maximilians I. zweite Frau, verarmt und vergessen.

Maximilians I. zweite Frau, verarmt und vergessen.

Bianca Maria Sforza, 1472-1510, seit 1494 röm.-dt. Königin.
Lateinische Handschrift auf Papier, 19 x 22 cm. Mit eigenhändiger Unterschrift: Blanca M manu propria.
Konstanz, 25. Januar 1509.
Mit Siegel (aufgebrochen) sowie kleinem papiergedecktem Siegel neben der Unterschrift. Rückseitig mit Adresse. In den Faltspuren teils leicht gebräunt.
An Ulrich Möringer (Meringer), kaiserlichen Kammermeister in Innsbruck, den sie anweist, florenas quinquaginta rhenensis an Johannes Camillus de Montibus aus ihrem Monatsgeld für den kommenden März zu bezahlen.
Die Eheschließung Maximilians I. mit Bianca Maria Sforza 1493 (per procurationem, also per Stellvertreter) bzw. 1494 (Vollzug der Ehe) war ein Geschäft auf Gegenseitigkeit zwischen Maximilian I. und Ludovico Sforza, „Il Moro“, dem Onkel Bianca Marias: Maximilian erhielt 400.000 Gulden und die Aussicht, über Mailändisches Territorium nach Rom zur Kaiserkrönung ziehen zu können, Ludovico Sforza im Gegenzug die Bestätigung der Herzogswürde. Im Gegensatz zu Maximilians erster Ehe mit Maria von Burgund (sie starb bereits 1482) scheint Liebe nicht im Spiel gewesen zu sein, mehr noch, der vielgerühmte „Letzte Ritter“ scheint seine zweite Gemahlin höchst unritterlich behandelt zu haben, durch Nichtbeachtung und durch materielles Knapphalten. Auch die Kinderlosigkeit der Ehe war seitens Maximilians möglicherweise gewollt. Sein ausgeprägtes Standesbewusstsein war zwar durch seine noch stärkere Geldknappheit bei dieser Hochzeit ausgeblendet, auf nicht standesgemäße, aber legitime Nachfahren dürfte Maximilian aber keinen Wert gelegt haben. Nach der Niederlage Ludovicos gegen Ludwig XII. von Frankreich 1499 verlor Maximilian fast völlig das Interesse an seiner Frau, die bis zu ihrem Tod 1510 mit einem kleinen Hofstaat prekär durch die Lande zog.
Das vorliegende Schriftstück ist ein schönes Beispiel für die dauernde Geldknappheit des Hofes Biancas. Wie Nachforschungen ergaben, ist die Zahlung nicht in der Buchhaltung in Innsbruck (Kammerraitbuch Nr. 53, 1509) verzeichnet (Herzlichen Dank an Dr. Manfred Hollegger, Graz, und an Dr. Markus Gneiß, Wien). Auch trägt das Schriftstück keinerlei Bearbeitungsspuren einer Buchhaltung. Vorliegende Zahlungsanweisung wurde wohl niemals eingelöst und auch nicht entsprechend archiviert. Bianca Maria Sforza wurde zwar eine gewisse Hofhaltung zugestanden, ebenso ein monatliches „Taschengeld“ in Höhe von 200 Gulden, jedoch scheint dies kaum die Ausgaben der Kaiserin gedeckt zu haben. Große Teile ihres Monatsgeldes waren manchmal durch langfristige Zahlungsverpflichtungen jahrelang nicht verfügbar (Vgl. Weiss, Sabine, S. 122, Abb. 119). Bianca Maria Sforza konnte mehrfach Herbergsorte wegen unbezahlter Wirtshauskosten für sich und ihren Hofstaat nicht verlassen und saß dann über Wochen oder gar Monate am Ort „fest“ (wie hier in Konstanz), wo sie oft auch ihr Gatte, Kaiser Maximilian I., wegen dessen eigener Geldknappheit nur unter Schwierigkeiten auslösen konnte.
Bianca Maria Sforza war als Gemahlin Maximilians I. römisch-deutsche Königin. Als solche, nämlich als Romanorum Regina bezeichnete sie sich regelmäßig selbst, so auch in vorliegendem Schriftstück. Die Bezeichnung „Kaiserin“ (Imperatrix) taucht nicht auf. Maximilian I. verwendete für sich selbst auch stets nur die einschränkende Bezeichnung Erwählter Römischer Kaiser. Dies schließt den Titel Kaiserin für Bianca Maria Sforza aus, denn die Wahl bezog sich ja nur auf die Person Maximilians.
Von großer Seltenheit!
Literatur: Weiss, Sabine: Die vergessene Kaiserin. Bianca Maria Sforza, Kaiser Maximilians I. zweite Gemahlin. Innsbruck 2010.

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