



Eyb, Albrecht von (1420-1475). Ehebüchlein. – Ob einem man sey zu nemen ein eelich weib od(er) nit.
(Augsburg, Günther Zainer, 1472/73).
Kollation: a-e 10, f11-1, 60 Blätter, von 61, ohne f7 (Blatt 57).
2°, Blattgröße 28,7 x 19,5cm.
Teils mit rot eingemalten Initialen.
Stilvoller Wildledereinband des 20. Jahrhunderts im Pappschuber.
Gut erhaltenes, breitrandiges Exemplar. Auf Blatt 1b und 61a zeitgenössische Federproben, Blatt 1a mit kleinen Anmerkungen jüngeren Datums in blauer Tinte. Durchgehend etwas fleckig. Acht Blätter mit winziger Wurmspur im Unterrand.
Eines von nur zwei bekannten Exemplaren der Druckvariante ohne Holzschnittwinkelleiste zum Textbeginn (wie Paris, BN, 1. Ex.).
GW 09522 (Anm. 4). ISTC ie00181000. MRFH 20850 (Verzeichnet nur zwei Exemplare in Privatbesitz, darunter das hier vorliegende).
Sehr seltener Druck des berühmten Ehebüchleins, dritte Ausgabe. Da vorliegende Ausgabe des Ehebüchleins in mehreren Fällen mit Meister Ingolds „Goldenem Spiel“, Augsburg, Günther Zainer, 1. August 1472 (GW M12087) bzw. Jacobus de Theramos „Belial“, Ausgburg, Günther Zainer, 26. Juni 1472 (GW M11082) im Textverbund existiert, erscheint es nicht unplausibel, als Druckjahr von Zainers Ausgabe von Eybs Ehebüchlein ebenfalls noch das Jahr 1472 anzunehmen.
Albrecht von Eybs Ehebüchlein ist ein gutes Beispiel für die Ablösung handschriftlicher Überlieferung durch den Buchdruck. Der Handschriftencensus verzeichnet neun Codices mit dem Text, davon sechs in Deutschland. Die Zahl der erhaltenen Drucke des Ehebüchleins aus dem 15. Jahrhunderts ist rund zehnmal so hoch. Wurden bisher geschriebene Texte gedruckt, wurde nun umgekehrt der gedruckte Text abgeschrieben, wie zum Beispiel in MRFH (Marburger Repertorium zur Übersetzungsliteratur im deutschen Frühhumanismus) 10590 (Cgm 311 München BSB) oder MRFH 10870 (Cod. VI Fc 26, Roudnice, CZ, Lobkowitzsche Bibliothek).
Der GW verzeichnet 20 Exemplare und Fragmente unserer Ausgabe. Zuerst ist Eybs Ehebüchlein 1472 in Nürnberg bei Koberger (GW 09520, 19 Ex.), kurz danach, ebenfalls 1472, bei Creussner (GW 09521, 11 Ex.) erschienen. Weitere Ausgaben in den 1470er Jahren sind GW 09523 (Augsburg, Bämler, 1474, 12 Ex.) sowie GW 09524 (Blaubeuren, Mancz, 1475, 4 Ex.). Bis ins 16. Jahrhundert wurde das Werk immer wieder aufgelegt.
Eybs Ehebüchlein löste nach Erscheinen eine Diskussion um die Misogynie (Ehehass, Frauen von Männern entgegengebrachte Verachtung) aus.
Im Handel ist der Druck ausserordentlich selten: Kein Exemplar im Jahrbuch der Auktionspreise, ebenfalls kein Exemplar in Max Sander, Inkunabelpreise. Nach 1945 nur ein weiteres Exemplar (mit Holzschnittranke) versteigert bei Christie´s New York, 29.Oktober 1992, lot 15 (USD 17.000), dieses später bei Jürgen Dinter, Katalog 7, Nr. 45, ca. 1994/95 ( DM 48.000.-).
Provenienz: Swann Galleries, New York, 1. Dezember 1983, lot 140. – Antiquariat Dr. Jörn Günther, Katalog 7 (2002), Nr. 10. (I0001)
Euro 24.500.- inklusive 7% Mehrwertsteuer