Die Reichsreformen Maximilians I. – Exemplar aus dem unmittelbaren Umkreis Maximilians I.

Heiliges Römisches Reich – Maximilian I., röm.-dt. König.
Das buch des heiligen römi// schen reichs unnderhalltung.
München, Hans Schobser, 3. Februar 1501.
90 Blätter, Blattgröße 262 x 187mm. Kollation: A8, a8, b8, c6, d8, e6, f6, g6, h6, i6, k6, l8, m8.
Mit Wappenholzschnitt auf dem Titel (kaiserliches Wappen) sowie auf dem letzten Blatt.
Blindgeprägter Kalbledereinband der Zeit mit den Resten von zwei Schließen, auf dem Vorderdeckel oben in Blindprägung „newe gesatzt“.
Der schöne Einband an den Gelenken an den Kapitalen leicht angebrochen, Schließbänder fehlen. Beide Spiegel sowie erstes und letztes Blatt mäßig gebräunt, sonst nur leicht gebräunt und sauber erhalten, auf kräftigem Papier gedruckt.
Erste Ausgabe, dritter Druck. Vorliegendes, sehr seltenes Werk ist die erste gedruckte umfangreiche Sammlung von Reichsabschieden. Enthält die Reformation Kaiser Friedrichs III. (Frankfurter Landfrieden König Friedrichs III. von 1442), die Beschlüsse des Wormser Reichstages von 1495 (u.a. Ordnung des Reichskammergerichts, allgemeiner Landfriede, gemeiner Pfennig), sowie Beschlüsse des Augsburger Reichstages von 1500. Obwohl die bedeutenden und weitreichenden Beschlüsse des Wormser Reichstages von 1495 schon sehr zeitnah einzeln im Druck publiziert wurden, fasst vorliegendes Werk diese Beschlüsse – die „Maximilianische Reichsreform“ – erstmals in einem Buch zusammen. Da die Reichsabschiede von 1495 sowohl von Maximilian I. unterzeichnet als auch von den Reichsständen unter Führung des Mainzer Erzbischofs Berthold von Henneberg gegengezeichnet wurden, erlangten sie gleichsam Gesetzeskraft. Vorliegendes Werk kann also als eines der frühesten, wenn nicht sogar als das früheste gedruckte deutsche Gesetzbuch bezeichnet werden.
Exemplar mit bedeutender Provenienz: Christoph Fieger konnte auf der Basis des von seinem Vater Hans Fieger im Silberbergbau gewonnenen Reichtums wirtschaftlich und sozial aufsteigen. Mit seinen Brüdern Sigmund und Hans wurde er von Maximilian persönlich in den Adel erhoben. Er baute sich Burg Friedberg aus und ließ sie von Maximilians Hofmaler Jörg Kölderer ausmalen. Intensiver als seine Brüder trat er in Maximilians Dienste und nahm an zahlreichen Kriegszügen teil. Er wurde von Maximilian persönlich zum „Goldenen Ritter“ geschlagen. Das wichtige Werk liegt hier in einem Exemplar aus dem unmittelbaren Umkreis Maximilians vor, von jemandem, dessen Glück und hochrangige Position auf dem Bergbau beruhte.
VD 16, D 688. GW M 2222210, sechs Exemplare, vorliegendes Exemplar ist auf dem Manuskripteintrag aufgeführt (Gilhofer&Ranschburg, Luzern, Katalog 46/12 in 1968). Panzer, DA 513.
Zum Reichstag von 1495: Seyboth, Reinhard: Reichsreform und Reichstag unter Maximilian I. In: Helmrath, Johannes; Kocher, Ursula; Sieber, Andrea (Hrsg.): Maximilians Welt. Kaiser Maximilian I. im Spannungsfeld zwischen Innovation und Tradition. Göttingen 2018. (=Berliner Mittelalter- und Frühneuzeitforschung, Band 22). S. 227-258.

Provenienz:
Cristoff Fieger, hs. Eintrag, datiert 1500. (Der Eintrag bezieht sich wohl auf den Kauf einer anderen Ausgabe von Kaiser Friedrichs Reformation – Dank für den freundlichen Hinweis an Dr. Falk Eisermann, Staatsbibliothek Berlin).
Franz von Hauslab, 1793-1883, Lehrer des späteren Kaisers Franz-Joseph I.
Liechtenstein, Familienbibliothek.
Prinz Franz-Joseph II. von Liechtenstein.- H. P. Kraus – W. Schab, Catalogue 25, No. 215. – K. J. Hewett, Exlibris. – Bonhams, London, Auktion 2019 – Maggs, London 2020.

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